Es gibt verschiedene alternative Wohnformen für ältere Menschen. Welche sind das, was sind ihre charakteristischen Merkmale und wodurch zeichnen sie sich aus?

1) Die Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen

Wer möglichst lange in seiner gewohnten Umgebung und im eigenen Zuhause bleiben möchte, kann möglicherweise auf die Nachbarschaftshilfe zurückgreifen. Bürgerschaftliche engagierte Nachbarschaftshilfen in Stadtteilen und Gemeinden basieren auf gegenseitiger Hilfe. Soziale Kontakte und ein selbstbestimmtes Leben sind bis ins hohe Alter möglich. Organisiert wird die Nachbarschaftshilfe von Vereinen sowie kommunalen und kirchlichen Institutionen, wobei je nach Region auch Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. Die Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen konzentriert sich unter anderem auf regelmäßige Besuche, auf einen Einkaufsservice, auf die Unterstützung bei Behördenangelegenheiten, auf Hilfe im Haus und im Garten, auf Fahrdienste und auf die Organisation von Ausflügen.

2) Unterstützung durch private Betreuungskräfte

Die Zahl der Pflegerinnen und Haushaltshilfen aus Osteuropa steigt, die pflegebedürftige ältere Menschen in Deutschland betreuen. Es ist wahrscheinlich, dass die meisten von ihnen schwarz arbeiten. Grund für die große Zahl der illegalen Hilfskräfte sind die immensen Kosten, die eine Betreuung durch den ambulanten Pflegedienst verursachen würden. Vor einem Pflegeheim schrecken die meisten ältere Menschen zurück. Das stimmt nachdenklich und bietet ausreichend Anlass, auf höchster Ebene diskutiert zu werden und Korrekturen vorzunehmen. Die illegale Beschäftigung einer Pflegekraft ist übrigens eine Straftat, die mit hohen Bußgeldern sanktioniert wird.

3) Das Mehrgenerationenhaus

Wer sich noch fit fühlt und in der Lage ist, in einer Gemeinschaft zu leben, kann sich in ein Mehrgenerationenhaus einmieten. Mehrgenerationenhäuser sind Orte der Begegnung von Menschen unterschiedlichen Alters. Sie leben hier zusammen, pflegen ein nachbarschaftliches Miteinander sowie gemeinsame Aktivitäten. Das Prinzip eines Mehrgenerationenhauses ist einfach: Jüngere helfen älteren Menschen und umgekehrt. Das Mehrgenerationenhaus gibt älteren Menschen die Möglichkeit, durch den Kontakt zu jüngeren und jungen Menschen am sozialen Leben teilzuhaben sowie Neues zu lernen und Neues zu erfahren. Umgekehrt können ältere Menschen ihr Wissen und Ihre Erfahrungen an andere Menschen weitergeben. Das Zusammenspiel der in einem Mehrgenerationenhaus lebenden Menschen transportiert Wissen und Erfahrung in alle Richtungen, und es fördert den Zusammenhalt zwischen den Menschen.

4) Die Senioren-WG

Immer häufiger teilen sich ältere Menschen auch eine Wohnung oder ein Haus. Im Falle von pflegebedürftigen Mitbewohnern wird meist ein professioneller Pflegedienst hinzugezogen. Hier finden sich Menschen zusammen, die kurz vor der Rente stehen oder gerade erst ins Rentenalter gekommen sind. Das muss jedoch nicht zwingend so sein. Manche beleben damit auch ihre einstige Wohnkultur zu Studienzeiten. Diese WG´s legen meist Wert auf eine große Küche, die als gemeinsamer Aufenthaltsraum genutzt wird, wenn möglich einen Garten sowie einen eigenen persönlichen Rückzugsort in Form von ein bis zwei Zimmern. Das ist sicher für die älteren Menschen eine spannende und auch preiswerte Alternative, die bereit sind, Gemeinschaft zu leben. Dabei kann es natürlich passieren, dass Mitbewohner aufeinander treffen, die nicht gut miteinander auskommen. Dann muss, wie in anderen Lebenssituationen auch, eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung gefunden werden.

5) Seniorenresidenzen

Die Seniorenresidenzen zählen zur luxuriösen Variante betreuter Wohnanlagen. Dementsprechend ähneln sie eher einem Hotel als einem Altenheim. Meist handelt es sich um Immobilien in bester Stadtlage, die qualitativ hochwertig ausgestattet sind. Oft verfügen sie über ein eigenes Schwimmbad, Fitnessräume, Räume für Anwendungen, eine Bibliothek und einen Veranstaltungsraum. Unter den Seniorenresidenzen gibt es bereits einige, die auf die veränderten finanziellen Möglichkeiten von älteren Menschen Rücksicht nehmen und Zimmer in unterschiedlichen Größen und zu unterschiedlichen Preisen anbieten. Die Entscheidung für eine Seniorenresidenz ist insoweit eine Entscheidung, die von den Finanzen dominiert wird.

6) Als Senior im Ausland wohnen

Auswandern liegt voll im Trend, und das gilt nicht nur für ältere Menschen. Seit langem zieht es Rentner auf spanische und griechische Inseln oder in andere Länder, um dort den Lebensabend zu verbringen. Immer häufiger kommt es auch vor, dass ältere Menschen nach Osteuropa oder Thailand gehen, um dort gegebenenfalls pflegerische Maßnahmen in Anspruch nehmen zu können. Was in Deutschland aus finanziellen Gründen zum Problem wird, ist im Ausland bezahlbar. Wer sich für diese Variante entscheidet, bricht wahrscheinlich alle Zelte hinter sich ab. Das ist für diejenigen schwierig, die eine enge Bindung an Familie, Freunde, Verwandte und Bekannte haben. Nicht immer steht auch von vornherein fest, wie sich die Lebensumstände im Ausland entwickeln werden, sodass ein gewisses Risiko besteht.

 

Beispiel für eine gelungene Umsetzung für das Wohnen im Alter: Die Hausgemeinschaft "wohnenPLUS" in Nürnberg:

Das ist ein Beispiel, das Schule machen kann, denn die Hausgemeinschaft "wohnenPLUS" pflegt ein generationenübergreifendes Miteinander. ältere Menschen und alleinerziehende Menschen leben hier unter einem Dach zusammen. Das unter anderem von der Bayerischen Landesstiftung und der Stadt Nürnberg unterstützte Projekt hat das Ziel, dass sich Generationen im Alltag gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren. Dieses Projekt wurde nicht in den ländlichen Bereich ausgelagert, sondern befindet sich gerade mal 500 Meter vom Nürnberger Bahnhof entfernt. Seit 2009 gibt es diesen Wohnkomplex, der insgesamt 44 barrierefreie 1- bis 4-Zimmerwohnungen unter seinem Dach vereint. 11 Wohnungen sind für Alleinerziehende, 32 für ältere Menschen und eine Wohnung ist als Gästewohnung vorgesehen. Im Gebäude befinden sich eine Kindertagesstätte sowie Mehrzweckräume für gemeinsame Veranstaltungen. Alle Geschäfte für den täglichen Bedarf sind fußläufig erreichbar. Es ist die ausgewogene Balance zwischen einem selbstbestimmten Leben und gegenseitiger Unterstützung, kombiniert mit Gemeinschaftsräumen und einem persönlichen Rückzugsort, die dieses Projekt erfolgreich machen. Weitere erfolgreiche Wohnprojekte für ältere Menschen gibt es hier: 

https://www.stmas.bayern.de/imperia/md/content/stmas/stmas_inet/wohnen-im-alter/3.6.3_konzept_seniorenwohnen.pdf

Aufgrund der wachsenden Zahl von älteren Menschen wird es weitere Wohnprojekte geben, in denen ein Miteinander gefördert wird. Denn das Wissen, die berufliche Erfahrung und die Lebenserfahrung von älteren Menschen werden in Zukunft immer häufiger auf unterschiedlichen Ebenen nachgefragt werden.

Bilderquelle: coombesy, pixabay.com

Bilderquelle: coombesy, pixabay.com

Tag(s) : #Alternative Wohnformen, #Barrierefreies Wohnen, #Mehrgenerationenhaus, #Senioren - WG, #Seniorenresidenzen
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